Das Thema Corona und die dadurch verursachten Todesfälle sowie Verluste sind überall auf der Welt nach wie vor allgegenwärtig. Dabei wird leicht vergessen, dass in jedem Land täglich Familien und geliebte Menschen aus ganz anderen Gründen vorzeitig aus dem Leben gerissen werden. Jedes Jahr sterben weltweit 1,35 Millionen Menschen bei Verkehrsunfällen. Bei den 5- bis 29-jährigen ist es sogar die häufigste Todesursache überhaupt.
Besonders davon betroffen ist Singapur, ein Insel-Stadtstaat an der Südspitze der malaiischen Halbinsel in Südostasien. Mit seinen fast sechs Millionen Einwohnern ist es auch einer der am dichtesten besiedelten Staaten: 8.000 Menschen leben hier im Schnitt auf einem Quadratkilometer, etwa 34-mal so viele wie in Deutschland und ungefähr 80-mal mehr als in Österreich.
Da überrascht es nicht, dass ein so dicht besiedelter Inselstaat ständig mit einer hohen Anzahl an Verkehrstoten kämpft. So liegt der Anteil der Verkehrstoten im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung in Singapur mit 2,73 pro 100.000 Einwohner höher als etwa in London, Hongkong oder Tokio. Das größte Risiko, bei einem Verkehrsunfall ums Leben zu kommen, haben Motorradfahrer und deren Mitfahrer, gefolgt von Fußgängern und Radfahrern. Unabhängig von der Todesart ist es extrem wichtig, die Todesursache ermitteln zu können – sowohl für die trauernden Familien als auch für die Behörden, die das Unglück untersuchen. Die Verkehrsbehörden in Singapur nutzen hierfür die branchenführende 3D-Laserscan-Technologie von FARO®.
„Bei jedem tödlichen Verkehrsunfall nehmen die Forensiker von der Verkehrspolizei die Unfallstelle mit einem FARO Focus S Laserscanner auf“, berichtet der aus Singapur stammende Kundenbetreuer für Analytik in der öffentlichen Sicherheit für Südostasien, L'fie Rusly, der früher selbst bei einer Untersuchungsstelle der singapurischen Polizei gearbeitet hat. „So entsteht am Unfallort ein Bericht, mit dem später die eigentlich Ermittlungsgruppe arbeiten kann.“
„Bei einem typischen Unfall mit tödlichem Ausgang begeben sich die Forensiker mit dem FARO-Gerät an den Unfallort, scannen die Stelle und machen Fotos“, so Rusly weiter. „Die Aufnahmen gehen dann an die eigentliche Ermittlungsgruppe bei der Verkehrspolizei. Daneben hat auch das Gesundheitsamt ein eigenes Forensikteam, das sich die Unfallstelle ansieht und für sich noch einmal extra dokumentiert.“
Unfallanalyse: Ob Alexandra Road, Vororte oder überall sonst
Um herauszufinden, wie es zu einem tödlichen Unfall gekommen ist, muss vor allem die Unfallstelle so schnell und genau wie möglich aufgenommen werden, und zwar so, dass diese Spuren mehrfach überprüft werden können – ohne Unterbrechung des normalen Verkehrsflusses und ohne dass Wind, Regen und andere natürliche oder künstliche Einflüsse Spuren verschwimmen lassen. Hier haben sich die FARO Focus Laserscanner als besonders hilfreich erwiesen.
So kam vor Kurzem die FARO-Technik bei einem tödlichen Zusammenstoß zum Einsatz, bei dem ein LKW einen Motorradfahrer überfuhr. Madeleine Bong, die leitende Expertin für Unfallstellen, bemerkt, dass das teilweise farbige 3D-Modell so detailliert war, dass man darauf sogar das Blut des Opfers auf der Straße und seine Transporttasche erkennen konnte, mit der er gerade Essen ausgeliefert hatte. Mit 3D-Modellen könnten sich Zeugen und Beschuldigten bei der Befragung besser an die Ereignisse erinnern, wie sie sagt.
„Einige Fälle mögen sehr einfach klingen, können aber kompliziert werden, wenn es nur wenig greifbare Beweise am Unfallort gibt“, wie Madeleine Bong in einem Interview[1] mit Channel News Asia im März 2021 erklärt. Das sei etwa dann der Fall, wenn die Leiche bei einem tödlichen Unfall derart entstellt ist, dass sie nicht mehr identifiziert werden kann. „Wir suchen wirklich jedes kleine Stück an greifbaren bzw. forensischen Hinweisen auf die Person.“
Mit den Focus Laserscanners von FARO lässt sich das auf verschiedene Weise erreichen. Der sehr gut tragbare und robuste Focus S 350 misst bei schwierigsten Außenbedingungen an Tat- und Unfallorten Gegenstände und Gebäude extrem genau und so schnell wie kein anderes Gerät. Die Laserscanner sind nach Schutzart IP 54 versiegelt und können dadurch bei nassem Wetter und Temperaturen von bis zu 55 °C eingesetzt werden. Das ist besonders bei einem tropischen Klima wie in Singapur ein Vorteil, wo es an 167 Tagen im Jahr regnet und durchschnittlich 2.150 Liter Niederschlag fallen, die Spuren leicht verwaschen können – wesentlich mehr als an den meisten anderen Orten.
Dank der umfassenden, schnellen und genauen Erfassung von Gegenständen innerhalb der Sichtlinie des Focus Laserscanners (300° vertikal, 360° horizontal) müssen die Spezialisten für Unfallrekonstruktion nicht mehrere Male zur Unfallstelle ausrücken, wenn sie feststellen, dass irgendwelche Messungen noch fehlen. Die 3D-Scandaten können außerdem bereits vor Ort fertiggestellt sowie angesehen werden und geben den Strafverfolgungsbehörden die Gewissheit, die solche Fälle verlangen. Sie katalogisieren so die Unfallstelle, vermeiden einen Verlust von Beweisen, verringern wirtschaftliche Schäden durch gesperrte Straßen und gewinnen digitales Material, anhand dessen sich tödliche Unfälle beim nächsten Mal vermeiden lassen könnten.
Vorübergehend ist es besser geworden
Jeder Verkehrstote ist einer zu viel – trotzdem kann man festhalten, dass sich die Situation in Singapur bereits verbessert hat. Experten gehen davon aus, dass durch die coronabedingten Lockdowns wie auch andernorts das Verkehrsaufkommen gesunken ist und sich dadurch weniger Unfälle ereigneten. Doch wie lange hält ein solcher Effekt an?
Die globale und lokale Wirtschaft erholt sich, immer mehr sind geimpft, und somit ist auch zu erwarten, dass das Verkehrsaufkommen in Singapur wieder auf den Stand vor der Pandemie steigt – neue Virusvarianten und Einschränkungen hin oder her. Leider dürfte damit auch die Zahl der Verkehrsunfälle und Unfalltoten wieder steigen, da nicht nur wieder mehr Autos unterwegs sind, sondern viele Fahrer nach monatelanger Fahr-Abstinenz aus der Übung sind.
Die singapurische Verkehrspolizei und die Spezialeinheit für tödliche Unfälle FAIT jedenfalls setzen seit neuestem für mehr Sicherheit auf fortschrittliche 3D-Laserscanner und sind damit auch für wieder volle Straßen im Inselstaat gewappnet. Der Focus S Laserscanner funktioniert bei Tageslicht wie auch in der Dunkelheit. Er macht das Dokumentieren und Weitergeben von Punktewolkendaten und das Messen von Abständen sowie räumlichen Beziehungen so genau und präzise wie nie und erlaubt es, die Unfallstelle virtuell immer wieder abzurufen.
„Früher war die Aufnahme der Unfallstelle überaus kompliziert und langwierig“, sagt Rusly. „Aber das neue Scanning-System bringt der Verkehrspolizei genaue Erkenntnisse, wie sie sie braucht. Die Aufnahme der Unfallstelle dauert jetzt vermutlich höchstens halb so lang wie bei den herkömmlichen Methoden.“
[1] Mahmud Aqil, Channel News Asia, Singapore Edition, The biggest challenge ... is to relay bad news': How the Traffic Police investigates fatal accidents https://www.channelnewsasia.com/news/singapore/fatal-accident-traffic-police-bad-news-14523874 31. März 2021